RS - Let's go!

"Mit welch einem Banausen sind sie denn mitgefahren?", fragte Klaus entsetzt und fügte hinzu: "Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Ich fahre schon lange und bringe sie sicher ans Ziel."

" Mit meinem Bruder. Er konnte sehr gut fahren, doch der Winter machte die Straßen glatt. Er starb bei diesem Unfall." sagte Sarah. " Wie schon gesagt, ich ziehe es vor, zu laufen."

"Oh verzeihen sie.", sagte Klaus leicht beschämt und fügte als er Sarahs unbehagen bemerkte hinzu: "Wenn sie wollen kann ich sie auch zu Pferd nach Hause bringen."

Unwillkürlich fing Sarah an zu grinsen. „ Das wäre lieb. Ich mag Pferde. Sehr gern. Darf ich Ihnen beim Striegeln helfen?“

"Die Pferde werden von der Dienerschaft verpflegt.Ich muss es nur noch satteln und dann kann ich sie nach Hause bringen.", erwiederte Klaus.

" Sie werden das bestimmt nicht tun" Sarah kicherte. "Kommen Sie, ich mag ihnen meine Jugend zeigen."

"Aber Fräulein Sarah. Ich soll sie doch nach Hause bringen.", meinte Klaus.

" Und ich werde mich darum kümmern. Kommen Sie endlich. Meine Jugend kann ich ihnen nur bei den Pferden zeigen. Oder haben sie Angst?" Sarah dachte nach. Sie konnte noch reiten und sich um Pferde kümmern. Doch wie würde ihr gegenüber reiten?

"Wie sie meinen.", sagte Klaus und führte sie zu den Stallungen. Baldur stammte aus Preussen so war es nur logisch dass er ausschliesslich Trakhener von feinstem Geblüt besass. Als Klaus mit Sarah den Stall betrat erblickte sie nicht mehr als 20 dieser schönen Tiere alle in Reih und Glied in ihren Boxen von denen jede genau gleich gross war. Einziger Fleck in diesem Bild der Gründlichkeit war ein Friese der ganz am Ende des Stalles stand. Baldur hatte ihn bei einer Partie Billiard gewonnen und behalten, weil er ein gutes Kutschpferd war. Die Pferde spitzten die Ohren als sie Klaus Schritte vernahmen aber keines wieherte.

Vorsichtig schlich Sarah hinter Klaus her. Die prächtigen Tiere zogen sie sofort in ihren Bann, besonders der Friese, der ihr unwillkürlich ins Auge fiel. Sarah fühlte sich, als wäre sie 9 Jahre jünger. „ Nochmal 10 sein!“, murmelte Sarah kaum merklich.

Zielstrebig ging Klaus durch die Stallgasse zu einer der Boxen.Die Pferde schauten ihn aufmerksam an und spitzten die Ohren, gaben aber weder einen Ton von sich noch bewegten sie sich in irgendeiner Form. Hätten sie nicht geatmet hätte man sie auch für Statuen halten können.
Ganz hinten genau gegenüber des Friesen stand ein grosser schwarzbrauner Trakehner mit einem feinen Stern auf der Stirn. Das Pferd sah Klaus aufmerksam an und schnaubte kurz. Klaus streichelte den grossen und doch feinen Kopf des edelen Tieres bevor er die Boxentür öffnete und es losband um es aus der Box zu führen.

„Mist“ , dachte Sarah und war enttäuscht, das Klaus nicht den Friesen wählte. Aber wenigstens ein Pferd. „ Also…Ähm, wie gut, dass ich keine Sandalen anhabe. Ähh“ Sarah wusste nicht so recht, was sie sagen sollte.

"Das wäre nicht schlimm gewesen Fräulein Sarah. Ich bringe sie ja nach Hause also sind sie auf die Steigbügel nicht angewiesen.",meinte Klaus und liess den Führstrick los um Trense und Sattel zu holen. Der Trakehner blieb regungslos stehen als Klaus zur Sattelkammer ging. Den Kopf hoch erhoben und die Beine so gerade dass eine Hufe ein perfektes Viereck bildeten.

Sarah ging auf das Pferd zu. Langsam strich sie ihm über die Ganasche und sie bemerkte , dass sie angeschwollen war. „ Klaus! Du kannst das Pferd nicht reiten. Das sieht nach einer Ohrspeicheldrüsenentzündung aus!“ Es hat Schmerzen!“

"Das ist unmöglich. Der Veterinär war erst vorgestern hier.", antwortete er und kam zu ihr und dem Trakehner zurück. Mit ein paar geschickten Griffen öffnete er das Maul des Pferdes und Griff hinein. Der Hengst zappelte etwas herum. "Steh still!", befahl Klaus dem Pferd mit scharfer und energischer Stimme worauf der Hengst sofort wieder die perfekte Viereckposition einnahm. "Ah da haben wir es ja.", meinte er und zog seine Hand zurück und lies den Hengst sein Maul wieder schliessen. In der Hand hielt er einen Holzsplitter. "Da hat wohl wieder jemand am Trog genagt.", sagte er.

" Dann hat es sich entzündet. Das kann aber auch vom Koppen kommen. Warte einen Moment. Gibst du mir ein Tuch?" Sarah sah sich fragend um. " Ich will das ein wenig kühlen. Kleines Bauern-Hausmittelchen." Ihre Gedanken waren nicht mehr bei Klaus. Die Pferde hatten sie in ihren Bann gezogen, und sie fühlte sich wie damals, als sie sich um das kleine Pony kümmern durfte, als sie erst 10 war.

"Nun ich habe nur das Taschentuch Fräulein Sarah.",meinte er und zog das bestickte Stofftuch aus seiner Hosentasche. "Ich werde schon mal eines der anderen Pferd vorbereiten damit ich sie nach hause bringen kann."

"Dann geben sie her. " Sie zog Klaus das Tuch aus der Hand, gong zum Wasserhahn und machte das Tuch gründlich nass. Schließlich füllte sie es mit Schlamm, der sich mit dem Wasser vermischte und einen schönen Brei ergab. " So ists Recht." Sie streichte dem Pferd vorsichtig die Masse auf die Ganasche, sodass es ein erleichtertes Wehern von sich gab. " Klaus, dasselbe machst du morgen und Übermorgen wieder. Bis die Schwellung weg ist. Es ist so lieb. Wie heißt es denn?"

Klaus sattelte bereits einen aristokratisch wirkenden Rapphengst. "Sein Name ist Sturmritter.",antwortete er auf die Frage.

"Ausgerechnet so ein Name?!" Sarah fuhr leicht mit dem Finger über den Stern auf der Stirn des Pferdes. " Das passt zu euch Männern. Pfui! Viel lieber sollte er..hmmm...Morgenstern heißen. Ja, das passt." Sarah konnte es sich nicht erklären, warum Männer sich so gern Kriegernamen ausdachten. Da kam ihr eine Idee. " Klaus...Ich hätte da eine Frage."

"Nun es ist ein Trakehner von feinstem Geblüt und die regel sieht des Landesgestütes sieht es vor dass die Fohlen stehts nach der Mutter benannt werden. Die Mutter des Hengstes hiess Sturmwind deshalb heisst der Hengst Sturmritter.", erwiederte Klaus und nahm den Strick um den Hengst wieder in die Box zu führen. "Welche denn Fräulein Sarah?"

Sarah begann zu grinsen. " Die Pferde gefallen mir. Gibt eshier noch eine freie Stelle? Denn ich würde gerne als Bereiterin wieder arbeiten. Das Leben hinter der Theke macht keinen Spaß. Ich kann morgen nochmal vorbeikommen, wenn es der Hausherr erlaubt. Gibt es denn hier Damensättel? Ich meine, ich kann auch im Herrensitz reiten aber..."

"Als Bereiterin?!", meinte Klaus irritiert und band den Hengst wieder in der Box fest. "Nun ich weiss nicht ob der Kommandant das zulässt.Das ist schliesslich kein Beruf für eine Frau aber wenn sie als ausgleich das eine oder andere Mal herkommen wollten hätte er sicher nichts dagegen."

" Warum sollte eine Frau nicht die selben Rechte haben wie ein Mann? Und ich möchte nicht das ein oder andere mal herkommen. Ich möchte einen festen Beruf! Nur weil ich eine Frau bin, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht fähig bin ein Pferd vernünftig zu reiten!" Sarah war außer sich. Sie hasste Leute, die der Meinung waren, Frauen könnten keine Männerberufe übernehmen. In hren Augen spiegelte sich blanke Wut, die auf Klaus gerichtet war. " Wie wärs mal mit Gleichberechti...Ahhh, Lass das!" Das Pferd hinter ihr war genüsslich ihre Haare am zerzausen, sodass Sarah gleich lachen musste. "Na du bist mir ja einer! Jaaa, ich hab dich auch gern!" Nun war Klaus wieder Luft für sie.

"Nun ich gebe nur das wieder von dem ich weiss dass der Kommandant dies so sieht. Dies sind alles seine Pferde.", erwiederte Klaus bevor er hinzufügte: "Fräulein Sarah ich muss sie wirklich nach Hause bringen."